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Die spanische Geschichte

Die Geschichte Spaniens und der iberischen Halbinsel ist sehr vielfältig und reicht weit in die Vergangenheit zurück. Über mehrere Jahrhunderte bezeichnete man Spanien als „das Reich, in dem sie Sonne nie untergeht“, und die spanische Krone besaß Kolonien rund um den Globus. Doch auch das Land selber, ohne Brücksichtigung der interessanten Kolonialgeschichte, hat eine reichhaltige Geschichte und vereinigt verschiedene kulturelle Einflüsse, die bis heute sichtbar sind.

Knochenfunde und Höhlenmalereien belegen, dass Spanien schon vor etwa 20.000 Jahren besiedelt war. Viele der Höhlen, in denen neben den Malereien auch Werkzeuge und andere Artefakte gefunden worden, liegen in Andalusien und können besichtigt werden. Etwa 1.000 v. Chr. kamen die Iberer in die Region, denen die Halbinsel ihren Namen zu verdanken hat. Etwa zur selben Zeit ließen sich auch die Phönizier im Süden der Insel nieder und gründeten Gades, das heutige Cádiz. Cádiz gilt als die älteste Stadt Europas. Auch die Griechen besaßen kleine Kolonien und Handelsposten im südlichen Teil der Insel. Um 500 v. Chr. kamen aus dem Norden die Kelten, führten Kriege gegen die Iberer und siedelten sich ebenfalls in der Region an. Aus den beiden Volksstämmen gingen die Keltiberer hervor. Mit dem Ende des Ersten Punischen Krieges (164-261 v. Chr.) besiedelten die Karthager die von ihnen eroberten Regionen im Süden und Osten der Halbinsel. Ihre Befestigung Neukarthago, Cartagena, war von großer Bedeutung. 206 v. Chr. brach der Zweite Punische Krieg aus, den die Römer gewannen. Die Karthager mussten ihre Besitzungen auf der Halbinsel aufgeben. Die Keltiberer und Lusitaner (im Westen der Insel) wehrten sich über 200 Jahre lang gegen die römische Vorherrschaft und führten viele erbitterte Kriege. Die Römer konnten sich schließlich durchsetzen und organisierten die Region neu. Es entstanden die Provinzen Lusitania, Baetica und Taraconensis, von dem das Gebiet Galaecia et Asturia abgeteilt wurde. Die Basken im nördlichen Teil der Insel blieben von der römischen Herrschaft unberührt. Die Römer bauten viele Straßen und Befestigungsanlagen, und durch eine gute Infrastruktur und straffe Organisation verbreite sich die römische Kultur in kürzester Zeit. Viele berühmte Politiker und Künstler stammten aus der Provinz Hispanien. Um 300 n. Chr. wurde das Christentum die bedeutendste Religion.

Die spanische Geschichte

Die spanische Geschichte ©iStockphoto/Richard McGuirk

Mit dem Zusammenbruch des Römischen Reiches (409 n. Chr.) wurde Hispanien von den Vandalen und Sueben aus Germanien verwüstet. Die Stämme siedelten sich später vor allem im Osten der Halbinsel an. Gegen Ende des 5. Jahrhunderts drangen die Westgoten aus Gallien ein und gründeten die Hauptstadt des westgotischen Reiches, Toledo. Das 7. Jahrhundert gilt als die Blütezeit der Westgoten, aber es gab auch immer Auseinandersetzung mit den Römern.

Diese inneren Streitigkeiten nutzen 711 die Araber und Berber aus und setzen von Marokko aus auf die Halbinsel über. In den folgenden Jahren fanden zahlreiche Kämpfe statt, und das arabisch beherrschte Gebiet wurde immer größer. Mit den Arabern kam der Islam, eine neue Religion, und ein großer kultureller Einfluss auf Kunst, Architektur, Sprache und Literatur. Gegen Mitte des 8. Jahrhunderts hatte sich die Herrschaft der Mauren bis zu den Pyrenäen ausgedehnt. Die Muslime übersetzten teilweise Werke der griechischen und römischen Antike, lernten jedoch die alten Sprachen nicht und erließen später sogar ein Gesetz, dass Weisheiten der griechischen Philosophie, nie nicht der arabischen entsprachen, nicht verbreitet werden durften. Der christliche Glaube wurde toleriert, wenn er auch als minderwertig angesehen wurde.

Gegen Ende des 8. Jahrhunderts begann die Reconquista, die Wiedereroberung der iberischen Halbinsel, mit dem Ziel, die Mauren zu vertreiben und die katholische Religion zu stärken. Kriegerische Auseinandersetzung zwischen Mauren und Hispaniern sowie zwischen den iberischen Provinzen untereinander bestimmten über achthundert Jahre das Leben auf der Halbinsel. Erst im 15. Jahrhundert, als Isabella I. von Kastilien und Ferdinand von Aragón durch eine Hochzeit die beiden wichtigen und mächtigen Königreiche vereinten, gelang es, in der Region eine „Einheit von Sprache, Religion und Kultur“ zu etablieren. Die Inquisition war auf ihrem Höhepunkt, Juden und Mauren wurden vertrieben, das Kastilische setzte sich als wichtigste Sprache durch und der christliche Glaube dominierte in der Religion. Spanien und Portugal führten einen Wettkampf um die Besitzungen im Atlantischen Ozean, und schließlich segelte Christoph Kolumbus im Auftrag der Spanischen Könige gen Westen, um eine kürzere Route nach Indien zu finden. Nach seiner Entdeckung folgten ihm unzählige Eroberer und Abenteurer, die sich viel Glück und Geld in der Neuen Welt erhofften und schließlich den amerikanischen Kontinent unter spanische Herrschaft brachten.

Johanna, die Tochter von Isabella und Ferdinand, heiratete Philipp I aus dem Geschlecht der Habsburger. Deren Sohn Karl I. bestieg 1517 den spanischen Thron und führte das Reich zu seiner Blütezeit. Als Kaiser Karl I. des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation kämpfte er an vielen Fronten und eroberte neue Kolonien. Das spanische Reich erstreckte sich über die iberische Halbinsel, Amerika, Teile Nordafrikas, die Niederlande, Teile Italiens und den Philippinen.

Spanien hatte die Vormachtstellung in der Seefahrt und erlebte einen großen wirtschaftlichen Aufschwung. Durch Korruption, eine unvorstellbare komplizierte Bürokratie zur Verwaltung der riesigen Kolonien, Ämterkauf und zu hohen Steuerabgaben brach das Reich jedoch bald wieder zusammen. Als Karl II. 1700 kinderlos starb, hatten verschiedene Parteien Ansprüche auf den spanischen Thron, und es kam zum Spanischen Erbfolgekrieg (1700-1714). Mit Philipp V. wurde ein Bourbone König von Spanien, der den Verwaltungsapparat modernisierte, ein neues Steuersystem einführte und Kunst und Wissenschaft förderte. Er führte das Land aus der finanziellen Misere, allerdings kam es in der Folgezeit zu mehreren Kriegen gegen England, die sehr kostspielig waren. 1808 drang Napoleon mit seinen Truppen in der Halbinsel ein und setzte seinen Bruder Joseph Bonaparte auf den spanischen Thron. Die Bevormundung durch die Franzosen widersprach dem spanischen Stolz und Nationalbewusstsein und führte zu einem Guerillakrieg. Durch kleine, gut platzierte Angriffe sollten die französischen Truppen zermürbt werden. Die Engländer traten schließlich auf Seiten Spaniens in den Krieg ein, und 1812 war es ihnen gelungen, die Franzosen von der Halbinsel zu vertreiben. Spanien erklärte sich für unabhängig und holte seinen alten König Ferdinand IV. zurück an die Regierungsspitze. Es gelang ihm jedoch nicht, die Besitzungen in Übersee zu halten, und auch die Unabhängigkeitsbewegungen in Südamerika konnte er nicht aufhalten.

1898 war ein besonders dunkles Jahr in der Geschichte Spaniens. Um die letzten Kolonien zu halten, sendete die Krone tausende von Soldaten nach Übersee, um für die spanische Vorherrschaft zu kämpfen. Die meisten von ihnen ließen in erbitterten Kämpfen ihr Leben, und als die USA in den Krieg eintrat, war die Niederlage besiegelt. Spanien musste Kuba, die Philippinen und Puerto Rico an die USA abgeben. Dieses Ereignis hat eine ganze Generation geprägt (Generación del 98), und wurde in der Literatur verarbeitet.

Im Ersten Weltkrieg erlebte Spanien erneut einen wirtschaftlichen Aufschwung. Die Regierung war jedoch schwach und instabil, und 1923 begann die Diktatur von General Miguel Primo de Rivera. Der König verließ das Land, und innenpolitisch kehrte keine Ruhe ein. Die Auseinandersetzung zwischen Monarchisten und Republikanern mündeten im Spanischen Bürgerkrieg (1936-1939), der durch die Diktatur von General Francisco Francos (1939–1975) beendet wurde. In den vierziger und fünfziger Jahren war die spanische Wirtschaft stark geschwächt, erlebt jedoch in den Sechzigern einen Aufschwung. Franco förderte traditionelle Werte wie Familie und Religion, sorgte aber auch für politische Repression. Zahlreiche Regimegegner wurden hingerichtet.

Seit 1978 ist Spanien eine parlamentarische Monarchie. 1981 wurde ein Militärputsch von Anhängern Francos vereitelt, und ein Jahr später trat Spanien der NATO bei. Seit 1986 ist das Land Mitglied der Europäischen Union und hat seit 1999/2002 den Euro als Währung.

2003 unterstütze Spanien England und die USA in ihrem Feldzug gegen Saddam Hussein. Im März 2004 wurde das Land von den Madrider Terroranschlägen erschüttert, bei denen mehr als 1400 Personen verletzt wurden. Wenige Tage später konnte die sozialistische Partei in den Parlamentswahlen als Sieger hervorgehen, was zu einem Richtungswechsel in der Politik führte.

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