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Sevilla – Die andalusische Metropole

„Quien no ha visto Sevilla – no ha visto maravilla!“ – (Wer Sevilla nicht sah, hat noch kein Wunder gesehen!) lautet ein bekanntes spanisches Sprichwort. Die andalusische Metropole ist nicht nur ein städtebauliches Kleinod, sondern als Wiege des Flamenco auch das Herz andalusischen Lebensgefühls. Zwei römische Kaiser, Trajan und Hadrian, wurden hier geboren. Der legendäre Frauenheld „Don Juan“ machte hier seine ersten Eroberungen und unweit der Stadt begann Christoph Kolumbus seine Entdeckungsreise Richtung neuer Welt.

Sevilla ist nicht nur Heimat vieler bedeutender Persönlichkeiten, sondern auch Schauplatz zahlreicher weltbekannter Opern wie zum Beispiel Bizets „Carmen“, Mozarts „Don Giovanni“ und Rossinis „Der Barbier von Sevilla“. Der Besuch der Stadt ist jedoch nicht nur für Opernfreunde ein absolutes Muss!

Die Geschichte
Historiker führen die Gründung Sevillas auf das iberische Volk der Turdetanier zurück, welche ihr den Namen „Hispalis“ gaben. Populärer ist jedoch die Legende, nach der Sevilla von Herakles, dem beliebtesten der antiken Sagenhelden, gegründet wurde. Hierzu soll dieser mit 6 Pfeilern die Stelle gekennzeichnet haben, wo später der römische Feldherr Julius Cäsar die Stadt „Iulia Romula Hispalis “ erbauen ließ. Urkundlich wurde Hispalis erstmals im Jahre 49 vor Christus erwähnt. Sie zählte zu den wichtigsten Städten des römischen Reiches, war eine Hochburg früh-christlichen Lebens und ein pulsierendes Handelszentrum. Im Laufe der Geschichte lockte der Reichtum der Stadt immer wieder Plünderer und Eroberer herbei.

Sevilla

Sevilla ©iStockphoto/juan moyano

Im 5. Jahrhundert nach Christus fielen die berüchtigten Vandalen in Hispalia ein, gefolgt vom germanischen Volksstamm der Sueben, ehe im 6. Jahrhundert die Westgoten die Stadt besetzten. Doch keine Besetzung war für die Entwicklung der Stadt auch nur annähernd so ausschlaggebend wie die der Mauren, welche circa 800 Jahre andauerte. Nach der Eroberung im Jahre 712 machten sie aus Hispalia „Isbilya“, wovon sich auch die heutige Bezeichnung “Sevilla“ ableitet. Noch heute ist das Stadtbild durch den maurischen Architekturstil geprägt.

Seine Blütezeit erlebte Sevilla während des 15. und 16. Jahrhunderts. Dank des Monopols für den Handel mit den Kolonien in Übersee, wurde der Hafen von Sevilla nach der Entdeckung Amerikas zu einem der bedeutendsten der Iberischen Halbinsel. Die Stadt prosperierte. 1519 wurde nach fast 120-jähriger Bauzeit die Kathedrale „Maria de la Sede fertig gestellt“. Sie ist die größte gotische Kathedrale der Welt und ihr Turm „Giralda“ (einst ein Minarett) ist bis heute das weithin sichtbare Wahrzeichen der Stadt. Viele prunkvolle Paläste, imposante Herrenhäuser und unzählige Sakralbauten entstammen ebenfalls dieser Epoche des allgemeinen Wohlstands.

Im 17. Jahrhundert war es mit dem Wohlstand jedoch zunächst vorbei: Die Stadt wurde von der schweren Wirtschaftskrise, welche damalsin ganz Europa herrschte, nicht verschont. Und da auch schon zu dieser Zeit ein Unglück selten allein kam, gesellten sich zum ökonomischen Niedergang verheerende Naturkatastrophen und die schlimmste aller Seuchen: die Pest. Glücklicherweise kam es dadurch jedoch nicht zu einem kulturellen Niedergang. Sevilla, vom Zeitgeist der Gegenreformation beseelt, wurde zum geistlichen Zentrum mit weit über 70 Klöstern und Konventen. Es folgte abermals eine Zeit wirtschaftlicher Konjunktur, in die auch die Gründung der Real Fábrica de Tabacos, der berühmten Tabakfabrik und Arbeitsstätte der Opernfigur Carmen, fällt. Leider fand der Aufschwung 1755 durch ein gewaltiges Erdbeben ein vorläufiges Ende.

Ein Großteil der Stadt wurde vollständig in Trümmer gelegt, aber kein einziger Sevilliano war getötet worden. Dies hielt man der Fürbitte der Heiligen Jungfrau Maria zugute, wofür man ihr durch die Errichtung eines Triumphbogens auf dem Platz neben der Kathedrale dankte. Noch heute erinnert er dort an die schwerste Naturkatastrophe in der Geschichte Sevillas. Heute ist Sevilla die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz und der autonomen Region Andalusien. Mit rund 700.000 Einwohnern ist sie die viertgrößte Stadt Spaniens.

Wirtschaft
Die Fruchtbarkeit des Landes, die verkehrsgünstige Lage am Ufer des Guadalquivir (dessen Name im Arabischen „großer Fluss“ bedeutet) und nicht zuletzt das ansprechend-warme Klima machen die quirlige Metropole am östlichen Ufer des Guadalquivir zu einem Touristenmagneten. Sevilla ist aber auch ein beliebter Wirtschaftsstandort. So sind beispielsweise das Getriebewerk von Renault und das zweitgrößte Luft- und Raumfahrtunternehmen der Welt (EADS) hier angesiedelt.

Die Geschichte hat es bewiesen: Wo die Wirtschaft floriert, blühen auch Kunst, Kultur und Wissenschaft. Sevilla beheimatet die Universidad de Sevilla, welche mit über 70.000 Studenten die zweitgrößte Universität Spaniens ist.

Die Sehenswürdigkeiten
Im historischen Stadtkern Sevillas befindet sich das Barrio Santa Cruz. Dieser Stadtteil war einst das Viertel der Mauren und der Juden. Es ist ein vortreffliches Vergnügen die blumengeschmückten Innenhöfe zu bewundern und die engen Gässchen zwischen den hübschen, orientalisch anmutenden Gebäuden entlang zu schlendern, bis man zum Königspalast Alcazar gelangt.

Dieser Palast arabischen Stils wurde unter dem Kalifen Mohammed V. errichtet. Heute beherbergt er unter anderem eine interessante Sammlung muslimischer Musikinstrumente. In den herrlichen Gartenanlagen finden während der Sommermonate Konzerte statt und abends kann man hier auf den Sommerterassen bei einem Glas Wein den Zauber spanischer Nächte genießen. Sehenswert ist auch der „Torre de Oro“. Der achteckige „Gold-Turm“ war Teil der Befestigungsmauern, die entlang des Flusses Guadalquivir verliefen. Er wurde im 13. Jahrhundert von den Mauren als Wachturm errichtet. Später diente er als Lager für Goldreserven. Interessanterweise verdankt er seinen Namen jedoch nicht diesem Verwendungszweck, sondern den goldfarbenen Keramik-Fliesen, die ursprünglich seine Fassade verzierten. Heute ist in seinem Inneren ein Seefahrtsmuseum untergebracht.

Der wunderschöne Renaissance-Bau des Architekten Juan Herrera, das Archivo de Indias, war ursprünglich die Börse Sevillas. Später wurde diese in ein Archiv zur Sammlung der Dokumente über die Entdeckung Amerikas ungewandelt. Noch heute sind hier die Handschriften Christoph Kolumbus’ verwahrt. Ein unverzichtbares Highlight unter Sevillas unzähligen Sehenswürdigkeiten ist die Maestranza. Die weltberühmte, mit 116 assymmetrischen Balkons versehene Stierkampfarena wurde im 18. Jahrhundert erbaut und beheimatet ein Museum, dass sich der Geschichte des Stierkampfes widmet.

Palast von San Telmo ist eines der schönsten Bauwerke im sevillanischen Barock-Stil und auch den Parque de María Luisa sollte man sich nicht entgehen lassen. Im Jahre 1893 schenkte die Infantin Maria Luisa den Sevillanos die Hälfte der Parkanlagen, die ihre damalige Wohnstätte, den Palast von San Telmo, umgaben. Anlässlich der Ibero-Amerikanischen Ausstellung wurden 1929 zahlreiche reizvolle Gebäude errichtet, zu denen neben dem Archäologischen Museum auch mehrer kleinere Gebäude lateinamerikanischen Stils gehören.

Die Gastronomie
Auch in kulinarischer Hinsicht hat Sevilla viel zu bieten. Die Küche ist zwar überwiegend einfach, aber überaus wohlschmeckend. Zu den berühmtesten Spezialitäten gehört „Gazpacho“, die berühmte Suppe aus pürierten Tomaten, Gurken, grünem Paprika und Knoblauch, welche kalt serviert wird. Besonders im Sommer ein ideales Gericht in der Stadt, die seit über 130 Jahren den europäischen Hitzerekord hält.

Weitere typisch andalusische Gaumenfreuden sind „Rabo de Toro“, ein würziges Ragout vom Stierschwanz und „Pescaito frito“, in Mehl gewendeter Fisch, der anschließend in Olivenöl gebraten wird. Selbstverständlich werden auch überall in der Stadt die so genannten „Tapas“ angeboten. Die Vielfalt dieser kleinen, spanischen Appetithäppchen ist schier unbegrenzt. Aber in fast allen Lokalen stehen die pikanten Fleischspieße „Pinchos Morunos“, Caracoles (Schnecken) sowie Rohschinken und Oliven aus der Region auf dem Menü. Dazu passt wunderbar ein Gläschen andalusischer Wein oder Jerez (Sherry).

Die ideale Reisezeit
Prinzipiell ist Sevilla immer eine Reise wert. Doch wer den Flair dieser Region besonders intensiv kennen lernen will, sollte Sevilla im Frühling besuchen und der „Semana Santa“ beiwohnen. Die Prozessionen der Karwoche sind in der ganzen Welt berühmt – ebenso wie die „Feria de Sevilla“, Spaniens größtes Festival mit Flamenco und Stierkampf, welche knapp 2 Wochen nach der Semana Santa stattfindet.

Eines gilt für den Touristen jedoch zu jeder Jahreszeit: Wer Sevilla besuchen möchte, sollte möglichst viel Zeit mitbringen. Denn nur so kann man die Stadt und ihre Reize in ihrer ganzen, atemberaubenden Vielfalt auf die leichte, andalusische Art genießen.

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