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Artenara

In der Provinz Las Palmas auf Gran Canaria befindet sich die kleine Gemeinde Artenara auf einer Höhe von 1270 Metern. Das Bergdorf liegt inmitten einer malerischen Naturlandschaft und ist die Heimat von etwa 1600 Menschen. Nachdem Gran Canaria im 15. Jahrhundert durch die Spanier erobert worden war, ließen sich nur langsam die ersten Menschen vom europäischen Festland im Gebiet Artenara nieder und lieferten sich zu Beginn mit den Ureinwohnern der Insel erbitterte Kämpfe. Im Jahr 1483 wurden diese als beendet erklärt und die Insel fiel endgültig in den Besitz der Spanier. In der frühen Phase der Besiedlung der Region um Artenara lebten die europäischen Einwohner der Gegend ausschließlich von der Landwirtschaft, in erster Linie von der Haltung von Ziegen und Schafen und dem Anbau von Getreide, sowie der Forstwirtschaft. Der umliegende Kiefernwald, der heute ein Naturschutzgebiet beherbergt, versorgte die Menschen mit Holz, das sie für den Bau ihrer Werkzeuge und Schiffe benutzten, während die Kiefernadeln als Einstreu für die Nutztiere verwendet wurden.

Artenara ist heute vor allem wegen seiner Lage als höchster Ort von Gran Canaria und wegen der zahlreichen, immer noch benutzten Höhlenwohnungen ein äußerst beliebter Anziehungspunkt für Besucher der Insel. Das Gemeindegebiet Artenara liegt fast gänzlich im Inneren von Gran Canaria, nur über einen kleinen Küstenstreifen im westlichen Teil der Region erreicht man das Meer. Ein Besuch des abgeschiedenen und ruhigen Bergdorfes mit seinen gastfreundlichen Bewohnern und dem malerischen Umland stellt ein attraktives Kontrastprogramm zu den überlaufenen Touristenhochburgen der Küstenstriche Gran Canarias statt. Fernab der Zivilisation und des Trubels von Las Palmas können Individualtouristen hier erholsame Tage verbringen, eine Vielzahl an interessanten Sehenswürdigkeiten entdecken und durch die Besichtigung der archäologischen Fundstätten in die lange Vergangenheit des Inselvolkes eintauchen.

Die Fahrt nach Artenara – Ein Abenteuer der Extraklasse

Das idyllische Dorf und sein malerisches Umland zählen zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Gran Canaria, allerdings kostet es einiges an Mühe, die Gemeinde mit dem Mietauto zu erreichen, denn die Anreise gestaltet sich als kleines Abenteuer mitten in der unberührten Naturlandschaft. Von San Nicolás oder La Aldea aus fährt man mit dem Auto die GC 210 entlang, die teilweise so schmal ist, dass sie nur einspurig befahren werden kann. Auf einer Strecke von etwa dreißig Kilometern führt diese nur rudimentär ausgebaute Straße zunächst durch weite Avocado- und Bananenplantagen sowie Orangenhaine, die einen herrlichen Duft verströmen, und später durch eine karge und unberührte Landschaft mit riesigen Schluchten und einem Stausee. Der letzte Abschnitt der abenteuerlichen Route nach Artenara besteht aus Serpentinen, die Stück für Stück in die Höhe führen. Erst auf etwa 1200 Metern wird die Landschaft wieder fruchtbar und die Straße führt durch einen in Vulkangestein geschlagenen Tunnel, den Naturpark Tamabada und zahlreiche, auf Terrassen liegende Mandelbaumhaine, bevor man schließlich in dem kleinen Dorf ankommt und eine einmalige Aussicht über die glänzenden schwarzen Lavafelder sowie die üppige grüne Vegetation der Täler und Bergwelt der Insel genießt.

Die Höhlenwohnungen von Artenara

Seit der Antike leben die Menschen in der Gemeinde Artenara zu einem Großteil in Wohnstätten, die einst in den Fels gehauen und seither ständig erweitert werden. Während sich das alltägliche Leben und der Wohnkomfort in diesem entlegenen Dörfchen früher äußerst einfach gestalteten, verfügen die liebevoll geschmückten und mit bunten Vorgärten versehenen Höhlenwohnungen heute allesamt über modernes Interieur, Elektrizität und fließendes Wasser. Wegen der starken klimatischen Unterschiede zwischen den Jahreszeiten leben immer noch viele Bewohner des Bergdorfes bevorzugt in den uralten Höhlen, die das ganze Jahr über nahezu die gleiche Temperatur aufweisen. Durch die Höhenlage wird es in Artenara im Sommer sehr heiß, im Winter hingegen äußerst kalt. Die in die Felsen gehauenen Wohnräume verfügen jedoch über ein einzigartiges Mikroklima, das den Bewohnern im Sommer angenehme Kühle und im harten Winter wohlige Wärme spendet. Wer die einzigartige Wohnatmosphäre hautnah erleben möchte, kann in einer der Höhlen der Region, die zu Ferienhäusern umgebaut wurden, übernachten.

Artenara

Artenara ©iStockphoto/Karol Kozlowski

Ein kleiner Ort mit beeindruckender Kirchenarchitektur

Als Wahrzeichen des Bergdorfes Artenara gilt die Pfarrkirche Iglesia de San Matias, die in den Jahren zwischen 1864 und 1872 erbaut wurde. An ihrer Stelle stand einst eine Kirche aus dem 17. Jahrhundert, die jedoch aus Nachlässigkeit und aufgrund von behördlichen Konflikten allmählich verfiel und abgerissen werden musste. Heute ist die Iglesia de San Matias vor allem wegen ihrer prachtvollen Darstellungen des Heiligen Matias und des Heiligen Johannes sowie der Szenen aus der Empfängnis und des Abbilds der Jungfrau vom Rosenkranz einen Besuch wert. Auch die Holzdecke des Innenraums, die im Mudejar-Stil gefertigt wurde, die Wandmalereien des aus Telde stammenden Künstlers José Arencibia Gil sowie die Tore, Säulen und Verzierungen aus rotem Stein machen die kleine Kirche zu einem architektonischen Juwel. Am letzten Sonntag im Juni jedes Jahres feiern die Einwohner des Dorfes das Festividad del Sagrado Corazón des Jésus. Dieses Fest beginnt mit einer Mittagsmesse in der Kirche, bevor die Glaubensgemeinschaft zur Jesusstatue pilgert, die seit dem Jahr 1996 über den Dächern der Gemeinde wacht. Das „Heilige Herz Jesu“ ist eine Miniversion der Jesusstatue von Rio de Janeiro und kann von dem Aussichtspunkt Mirador de la Cilla über eine Treppe erreicht werden.

Etwa einen halben Kilometer außerhalb des Dorfes liegt die Ermita de la Virgen de la Cuevita, eine Kapelle aus dem 18. Jahrhundert, die gleichzeitig mit dem Bau der Iglesia de San Matias auf ihre heutige Größe erweitert wurde. Sie befindet sich in einer kleinen Höhle und verfügt mit Kanzel, Altar, Chorraum und einem Beichtstuhl über ein Inventar, das gänzlich in Stein gehauen wurde. Die einzige bildhafte Schmückung stellt eine Statue der Höhlenjungfrau dar, die angeblich im 14. Jahrhundert von Missionaren aus Mallorca nach Gran Canaria gebracht wurde. Die Jungfrau, die als Virgen des la Cuevita auf ganz Gran Canaria verehrt wird, gilt als Schutzherrin der Radfahrer sowie der kanarischen Folklore und Veteranen. Jedes Jahr im August veranstalten die Bewohner von Artenara eine große Fiesta, im Zuge dessen sich Radfahrer und Folklore-Musikgruppen der ganzen Insel zusammenfinden, um gemeinsam ihre Schutzpatronin zu feiern.

Die Gegend um Artenara entdecken

Artenara liegt inmitten des Naturparks Pinar de Tamabada, der für seine atemberaubende Naturschönheit berühmt ist. Vor allem die ausgedehnten Kiefernwälder, die durch ihre vielfältige Flora einen wichtigen Lebensraum unzähliger Tierarten darstellen, eignen sich für ausgiebige Entdeckungstouren. Der gesamte Naturpark umfasst eine Fläche von etwa acht Quadratkilometern und ist durch eine Vielzahl an Wanderrouten, die auch für Mountainbiker ein wahres Paradies darstellen, von Artenara aus gut zu Fuß zu erreichen. Neben der beeindruckenden Natur begeistert der Pinar de Tamabada auch durch einen spektakulären Ausblick über die ganze Insel.
Nicht nur Fans von einzigartiger Flora und Fauna kommen im Umland der Gemeinde voll auf ihre Kosten, auch für Hobby-Archäologen hält die Umgebung einige interessante Sehenswürdigkeiten bereit. Das Leben der Gunachen, der kanarischen Ureinwohner, die diese Region der Insel einst bevölkerten, hat in den zahlreichen Höhlen des Gebietes Artenara seine Spuren hinterlassen. Es lohnt sich vor allem, den nur wenige Kilometer von Artenara entfernten Complejo Arqueológico de Acusa zu besuchen, wo man in den Fels gehauene Wohnungen und Begräbnisstätten besichtigen kann. Noch beeindruckender sind die Höhlen, die unter dem Namen Cuevas del Caballero bekannt sind, wo sich in der Steinzeit und im Altertum die Hirten aufhielten und Unterschlupf suchten. Diese Höhlen, insbesondere die Cueva de los Candides gelten als bedeutende archäologische Funde, da in den Innenräumen zahlreiche Gravuren und prächtige Wandmalereien gefunden wurden, die Aufschluss über das Leben und die Symbolik der Ureinwohner von Gran Canaria geben.
Die historische Kapelle von Acusa wurde im Jahr 1679 erbaut und ist heute unter dem Namen Ermita de la Candelaria bekannt. Da im Jahr 1960 der Presa de la Candelaria, der große Stausee der Region angelegt wurde, steht das alte Bauwerk heute unter Wasser. Daher wurde unter ihrem Namen eine kleine Wallfahrtskapelle erbaut, die heute sehenswerte Kunstwerke, darunter Abbilder des Jesuskindes und des Heiligen Antonius von Padua sowie eine Statue der Jungfrau Maria Lichtmess beherbergt. Auch in dem idyllischen und nur dünn besiedelten Dörfchen Acusa befinden sich zahlreiche Höhlenwohnungen aus dem Altertum, die wie in Artenara zum Großteil immer noch bewohnt werden.

Gastronomie und Einkaufsmöglichkeiten

Artenara bietet Besuchern eine einzigartige Gastronomie, die sich im Gegensatz zu den Küstenstädten nicht auf Fisch, sondern vor allem auf Gerichte von gegrilltem Fleisch der Region konzentriert. Auf den Speisekarten der authentischen Restaurants des gesamten Gemeindegebietes finden sich vorrangig Kaninchen, Schweinefleisch, Blutwurst und junge Ziege. Der aus gemischter Ziegen-, Schafs- und Kuhmilch hergestellte Käse ist ebenso schmackhaft wie die in Salzkruste zubereiteten Pellkartoffeln, die dazu gereichte Chilisauce, der für die Region typische Kresse-Eintopf und die Kürbistortillas. Berühmt ist das höher gelegene Gebiet von Gran Canaria auch für sein süßes Mandelmus, das die Einheimischen Bienmasabe nennen, und für das aus den Mandeln hergestellte Marzipan.
Neben den vielen lokalen Köstlichkeiten können Besucher in den zahlreichen kleinen Läden der Gemeinde Artenara auch traditionelles Kunsthandwerk erwerben. In Artenara fertigen viele Handwerker nach uralten Techniken Keramik an, die nicht mit Töpferscheibe und Brennofen entsteht, sondern in einem sogenannten Guisadero gebraten wird. Diese einzigartige Technik, die von den Ureinwohnern übernommen wurde, sowie die für die Region typischen Arbeiten können im Kunsthandwerkszentrum von Lugarejo besichtigt werden, das etwa acht Kilometer von Artenara entfernt liegt. Darüber hinaus bieten viele Künstler in ihren kleinen Läden die für die kanarischen Inseln typischen Webstoffe und Stickereien an.

Abenteuerliches Baden am schwarzen Sandstrand

Innerhalb des Gemeindegebietes Artenara um das gleichnamige idyllische Bergdorf befindet sich lediglich ein im Westen gelegener kurzer Küstenstreifen, der über den einzigen Strand verfügt. Der sogenannte Punta de Las Arenas, unter den Einheimischen auch als Punta Gongora bekannt, wird in Reiseführern kaum erwähnt, da er nicht über Zufahrten mit dem Auto, sondern ausschließlich zu Fuß erreicht werden kann. Wer gerne inmitten einer malerischen und ungewöhnlichen Küstenlandschaft baden möchte, ist hier genau richtig. Der Strand besteht aus schwarzem Sand, der sich aus Vulkangestein gebildet hat, und bietet dadurch eine einzigartige Atmosphäre. Allerdings ist der Punta de Las Arenas weniger für Familien mit Kindern geeignet, da hier durch die windexponierte Lage meist starker Wellengang herrscht. Darüber hinaus nutzen viele Besucher den entlegenen und kaum bekannten Strand als FKK-Bademöglichkeit.

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